Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Elsen
Ökumenischer Pilgerweg 2020
In diesem Jahr war alles anders als gewohnt. Der als Wanderung geplante ökumenische Pilgerweg wurde auf einen Spaziergang um die Dionysiuskirche herum reduziert. Keine gemeinsame Anreise per Bus zu einem Ort, von dem aus man, wie es sich fürs Pilgern eigentlich gehört, auf fremder Scholle wandern und bisher Unbekanntes kennenlernen konnte. Und manche, die gerne teilgenommen hätten, blieben wegen der Corona-Pandemie denn doch wohl lieber zu Hause. So konnte Gisela Appelbaum vom Elsener Pfarrgemeinderat gerade mal gut 20 Teilnehmende am frühen Abend des 28. August vor dem Dionysius-Haus im Namen der evangelischen und der katholischen Kirchengemeinde begrüßen.
Der ökumenische Pilgerweg orientierte sich auch in 2020 wieder an der Jahreslosung der evangelischen Kirche, die in diesem Jahr dem Markus-Evangelium entnommen ist: „Ich glaube. Hilf meinem Unglauben!“ (Mk 9,24). Der Glaube, der nie ein fester Besitz ist, der vielmehr so gut wie jeden Tag neu be- und gelebt werden will – dieser Glaube an Jesus Christus als den Auferstandenen wurde an drei Stationen reflektiert.
Die Skulptur von Richard Sehrbrock auf dem Vorplatz der Dionysius-Kirche zeigt drei Menschen, die (staunend?, fragend?) zum Himmel sehen. Sehrbrock griff mit seinem Werk Vers 11 aus dem 1. Kapitel der Apostelgeschichte auf, wo die JüngerInnen Jesu Auffahrt zum Vater erleben und nun mit ihren Fragen, Sorgen und Aufgaben auf sich gestellt sind. Woher erwarten sie Hilfe, Rat, Motivation, überhaupt: Grund für die so lebensnotwendige Hoffnung? Die Szene von damals vor knapp 2000 Jahren ist immer noch aktuell: Woher erwarten Menschen heute Grund und Anlass zu Hoffnung? Diakon Theo Breul lud zu einem Schnelldurchgang durch aktuelle Präsentationsformen des Zeitgeists ein. Der Rat von Friedrich Nietzsche „Brüder, bleibt der Erde treu!“, sei gar nicht so verkehrt, obwohl er schon über 130 Jahre alt ist: ChristInnen sollen die Welt gestalten, für alle Menschen bewohnbar machen. Glaube zeigt sich auch im konkreten Leben und Handeln.
Beim Josef-Kindergarten ging Pfr. Dominic Faisca Martins einem anderen Aspekt des Glaubens nach: Glaube ich still und allein für mich? Oder lebt christlicher Glauben nicht doch ganz wesentlich von der Gemeinschaft mit anderen Christen? Menschen, mit denen ich meinen Glauben ins Gespräch bringen kann, bewahren mich vor religiösen Verstiegenheiten und gewiss auch vor der Einsamkeit. Sie und ich – wir alle leben als die Menschen vor Gott, die diese Welt gestalten und da, wo wir sind, ein Stück heller machen (sollen). Christlicher Glaube will geteilt sein. Er will auch mitgeteilt sein. Durch lebendige Vorbilder den nachfolgenden Generationen, im übrigen auch allen, die sich womöglich dafür interessieren, was denn der Grund für die Hoffnung ist, die die ChristInnen im Alltag trägt.
An der Friedhofskapelle ging es um den Glauben an die Auferstehung. Die Gewissheit, dass jedes Leben auf Sterben hinausläuft, hat im Laufe der Geistesgeschichte zu vielen und unterschiedlichen Deutungen des Todes geführt. Nahezu alle zeigen, wie sehr Menschen darauf angewiesen sind, angesichts des sicheren Todes nicht in Verzweiflung zu verfallen. Den Tod durch Weggucken zu ignorieren, ist auf lange Sicht keine gute Lösung. Über ihn hinaus eine Perspektive zu haben, ist Hilfe zum guten Leben. Aber ist das vielleicht doch nichts anders als ein frommer Wunsch? „Christ ist erstanden…“ – diese Osterlied markiert nicht nur eine „biografische Notiz“ für den Mann aus Nazaret, es ist auch Ausdruck der Hoffnung auf die Zusage, die Jesus Christus uns gibt.
Wegen der pandemischen Bedingungen fand der ökumenische Pilgerweg 2020 ausschließlich im Freien, mit dem gebotenen physischen Abstand und ohne gemeinsames Singen statt. Katrin Spehr las die Texte ausgesuchter Lieder vor. Gerburg Barckow brachte auf der Flöte – sozusagen stellvertretend für den Gesang – die Musik ins Spiel.
Der Pilgerweg endete – auch hier unter den gegebenen Einschränkungen – vor dem Dionysius-Haus mit dem kleinen Umtrunk. Es gab Mineralwasser, natürlich für jeden eine eigene Flasche.
Text: Theo Breul
Fotos: Irene Glaschick-Schimpf