Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Elsen

Und ich kehrte mich zu Gott, dem Herrn, um zu beten und zu flehen unter Fasten und in Sack und Asche.

(Daniel 9,3)

Asche ist ein Element der Buße. Bereits im Alten Testament liest man mehrfach davon, dass Menschen sich Sackleinen anziehen und mit Asche bestreuen, wenn sie um Vergebung bitten. Die Christen haben diese Praxis bei­behalten, zumindest in ihren ersten Jahrhunderten.
Heute ist es hauptsächlich noch in der katholischen Kirche üblich, sich an Aschermittwoch mit einem Aschen­kreuz bezeichnen zu lassen. Nicht mehr jedoch als Strafe, um für ein konkretes Vergehen zu büßen, sondern für alle Dinge, die wir in unserem Leben falsch machen. Für die Schuld, die wir auf uns sammeln, die wir mit uns herum­schleppen und der wir ausgeliefert sind. So oft geschieht es ja. Wenn ich anderen im Alltag auf die Füße trete. Wenn ich im Wettstreit der Ellenbogen kämpfen muss, mich durchsetzen muss und andere aussteche. Oder wenn ich mich aus Überforderung oder einfach Unkon­zen­triertheit unfair jemand anderem gegenüber verhalte.
Eine Schuld führt sogar manchmal zur nächsten. Wenn ich versuche, Fehl­verhalten vor mir und anderen zu vertuschen. Wenn ich mit Gegenangriff reagiere, wenn ich auf meine Schuld angesprochen werde. Oder wenn es sogar Auge um Auge dazu kommt, dass wir uns darüber zerstreiten.
Die Asche der Kreuze an Ascher­mitt­woch in der katholischen Kirche besteht aus den verbrannten Palm­zweigen des Vorjahres. Aus den Palm­zweigen, die dem in Jerusalem ein­ziehenden Jesus auf den Weg gelegt wurden. Sie ist damit ein fassbarer Teil des Kar­frei­tags- und Oster­geschehens – dem Geschehen, in dem Jesus am Kreuz in den Tod geht und daraus in neuer Gestalt wieder hervorkommt.
Das Aschenkreuz bedeutet Erneuerung. Buße bedeutet Erneuerung. Ohne die Last, die ich vorher mit mir herum­schleppte.
Solche Bußbräuche wie das Aschen­kreuz sind gerade deshalb extrem mächtig. Denn sie befreien mich von dieser schwarzen, zäh­flüssigen Masse aus Schuldgefühlen, die ich im Laufe der Wochen und Monate ansammle. Sie nehmen mir die Last von den Schultern, und holen mich zurück ins Leben.
Buße ist Befreiung im österlichen Licht.
                                                                     Ihr Pfarrer Felix Klemme