Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Elsen

Blackout - wenn kein Strom fließt

Vielleicht erinnern Sie sich an die Meldung kurz nach Ostern über den großen Blackout in Spanien, als Bilder von dunklen Straßen in Madrid und von gesperrten U-Bahn-Schächten um die Welt gingen. Und man ging im Kopf vielleicht die Möglichkeiten durch, die man selbst in einer solchen Situation hätte, und manch einer wird dann nach­geschaut haben, ob wohl genug Kerzen und Streichhölzer im Haus sind. Die Situation ohne Strom ist eine Notsitu­a­tion, gravierend, einschrän­kend, gefähr­lich. Kräfte, die sonst zuver­lässig Funk­tionen in Gang halten, versa­gen. Dieses Versagen merkt man deutlich: Dunkel­heit, stehende Züge, Stille. Man kann nicht so tun, als wäre nichts.
Das ist ganz anders bei anderen Arten von versagenden Kräften, mit denen wir es auch zu tun haben. Ich glaube, es ist nicht so sehr weit hergeholt, von einem inneren Blackout zu sprechen. Denn so wie wir den elektrischen Strom brau­chen, damit äußere wichtige Funktionen in Gang bleiben, so brauchen wir durch­aus auch eine innere Kraftquelle, damit die Dinge des Lebens in guter Ordnung bleiben: Lebensziele als sinnvoll und erreichbar erscheinen, das Miteinander gelingt, das Selbst Stabilität hat. Auch das alles kann plötzlich ohne Span­nung zusammen­brechen. Blackout.
Darum ist es wichtig, auch bei der inne­ren Kraft – wie beim elektrischen Strom – auf das Gleichgewicht von Verbrauch und Erzeugung zu achten. Es ist eine Lebensaufgabe, die inneren Kraft­quellen nicht versiegen zu lassen und gegebe­nen­falls neue zu erschließen. Christ­licher Glaube versteht sich als das Angebot so einer Kraftquelle.
Interessant ist es, dass beim Nachdenken über die eigene Vorsorge für den Fall des Blackouts meistens folgende Punkte als wichtig erscheinen: Es braucht Licht: einen Vorrat von Kerzen und Taschen­lampen zum Beispiel. Es muss Wasser da sein, dazu kann man einen Notvorrat anlegen. Um nicht ohne Informationen zu sein, sollte außerdem ein Radio vor­handen sein. Worte von außen schaffen im Notfall Orientierung.
Licht, Wasser, hilfreiche Worte: alles das wird in der Bibel ebenfalls als Symbol benutzt.
Im 36. Psalm lobt der Psalmbeter Gott für das innere Licht, das ihm geschenkt wird: „Denn bei Dir ist die Quelle des Lebens, und in Deinem Lichte sehen wir das Licht.“ (Ps 36,10)
Über Lebensdurst und Wasser, das diesen Durst stillt, sagt Jesus: „Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke.“ (Joh 7,37)
Und vom Wort, das auch in der Dunkelheit leitet und orientiert, sagt der Beter des 119. Psalms: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.“ (Ps 119,105)
Licht, das klarer sehen hilft, durststil­len­des Wasser, erleuchtendes Wort: ermuti­gende Bibelworte, persönliches Gebet, inspirie­rende Gottesdienste, gute Gesprä­che, Meditation und Stille können helfen, dass dieser „innere Notvorrat“ aufgefüllt bleibt. Gerade in der kommenden Ur­laubs- und Reisezeit mag es Gelegen­hei­ten geben, die Reserven aufzufüllen.
Gehen Sie behütet durch diese Sommer­zeit, hoffentlich ohne äußeres Strom­versagen, aber hoffentlich auch mit genug Energie aus den inneren Kraftquellen.

Ihre Pfarrerin Christiane Zina