Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Elsen
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Gott nahe zu sein ist mein Glück
Dieser Satz des Beters am Ende des 73. Psalms wäre nicht meine erste Antwort auf die Frage: „Was ist Glück für Sie?“ Mir kämen da zunächst andere Dinge in den Sinn, etwa:
Finanziell abgesichert zu leben; gesund zu sein; Menschen um mich zu wissen, die mich lieben; ein langes Leben zu haben; im Frieden zu leben –
das ist für mich Glück.
Doch was ist mit den Menschen, die dies nicht haben oder erleben? Erfahren Menschen, die krank sind, kein Glück in ihrem Leben? Sind die Menschen, die in Armut, Elend und Krieg leben auf jeden Fall und immer unglückliche oder glücklose Menschen?
In einer Legende erzählt Leo Tolstoi von einem kranken König, der nur wieder gesund werden kann, wenn er das Hemd eines glücklichen Menschen trägt. Also schickt der König, ihn zu suchen. Als man einen glücklichen Mann gefunden hat, stellt sich heraus, dass er gar kein Hemd besitzt.
Ich stelle mir den Mann ohne Hemd so vor: Er hat sein Glück gefunden. Er ist im Reinen mit sich. Er ist im Einklang mit seinem Leben, mit seinen Wünschen, Hoffnungen und Zielen. Aber wie kann das sein, wenn er so arm ist? Er lebt anscheinend aus dem tiefen Vertrauen in den Sinn und die Kraft des Lebens. Daraus wächst seine große Zufriedenheit, sein Glücksgefühl, das ihn Freude am Leben empfinden lässt, ohne dass die äußeren Gegebenheiten einen Einfluss darauf hätten.
Auch von Jesus wissen wir, dass er nichts besaß. Und in den kommenden Wochen vor Ostern beschäftigt uns sein Weg, der ihn ans Kreuz bringt. Kein langes Leben ist ihm beschert und es endet grausam. Dennoch scheint Jesus ein glücklicher Mensch gewesen zu sein. Wie sonst war es ihm möglich, mit so viel Zuneigung, Anteilnahme und Hilfsbereitschaft auf die Menschen zuzugehen und ihnen Hoffnung zu vermitteln, selbst angesichts des Todes?
Am Kreuz sagt Jesus dann: „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände.“ (Lk. 23,46). Die Nähe Gottes ist es, die ihn trägt in dieser dunkelsten Stunde. Die Nähe Gottes gibt seinem Leben eine neue Ausrichtung, Bedeutung und Kraft.
So mag es auch der Beter des 73. Psalms erfahren haben, dass seine Beziehung zu Gott alle Schwierigkeiten seines Lebens in den Hintergrund treten lässt. Und davon gab es einige, das können wir im Psalm erfahren.
Glück ist dann mehr als das Gefühl eines Augenblickes, wie wir es oft erleben. Glück ist dann ein Zustand, der sich einstellt, wenn wir uns aufgehoben wissen bei Gott. Das gilt für jeden Tag des Lebens, egal wie dieser sein mag und wie es uns geht. Und es gilt bis in Gottes Ewigkeit.
Davon weiß der Psalmbeter zu sagen, das macht den Besitzlosen zufrieden und es trägt bis in den Tod, wie wir es an Jesus sehen können.
Solches Glück wünsche ich Ihnen!
Ihre
E. Hansmann, Pfr'in
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