Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Elsen

Monatsspruch Oktober: „Seid Träger des Worts und nicht Hörer allein, sonst betrügt ihr euch selbst.“ Jak 1,22

Ein Pfannkuchen liegt in der heißen Pfanne. Und liegt dort. Und liegt. Niemand wendet ihn. Ich habe ihn einfach vergessen und mich um alles andere gekümmert, nur eben nicht um diesen Pfannkuchen. Tisch ist gedeckt, leckere Marmelade liegt bereit. Ich habe sogar etwas Obst geschnitten, Beeren gewaschen. Und komplett verbrannt ist der eigentliche Teil... Dabei ist es nun wirklich keine Kunst, den Pfannkuchen einmal zu wenden – zumindest wenn man es nicht akrobatisch über den berühmten Wurf erledigen will. Naja, jetzt kratze ich das schwarze Etwas aus der Pfanne. Ungenießbar…

 

Wer von euch hat denn in seinem oder ihrem Leben schon viel mit dem Jakobusbrief zu tun gehabt? Tatsächlich fällt eben dieser immer wieder hinten rüber, wenn es an die Auswahl von biblischen Texten geht. Das liegt unter anderem an seiner Grundbotschaft. Denn Jakobus will den Pfannkuchen wenden. Er beobachtet, wie Menschen sich in ihrem Glauben nett eingerichtet haben. Wie sie sich um das schöne Drumherum bemühen – mit besten Intentionen zu Gottes Ehre. Wie sie leben und Glaubensdinge tun – aber gar nicht merken, wie es eigentlich immer mehr nur noch um das Was und Wie geht. Sie kommen zum durchorchestrierten Gottesdienst und gehen, ohne drei Sätze miteinander gewechselt zu haben. Absolutes Schweigen vorher und nachher. Sie organisieren Hilfen für „die Bedürftigen“. Aber wenn eine Person nicht die richtigen Formulare dabeihat, wird sie abgewiesen und ignoriert.

Glaube wird zur Kultur. Man tut die Dinge, die dazugehören. Und sicher tut man sie aus Überzeugung und gern, dagegen ist nichts einzuwenden. Ich esse gern die Früchte und Beeren, die Marmelade am schön gedeckten Tisch.

 

Aber wie wunderbar wäre denn jetzt noch der Pfannkuchen dazu? Wie wunderbar wäre es, wenn mir jemand anderes einfach erzählt, was sie in den letzten Tagen innerlich berührt hat? Im Gebet mit mir und Gott teilt, was ihm am Herzen liegt? Mich mit ihrem Glauben konfrontiert, und ich herausgefordert bin, am mir Ungewohnten zu wachsen? Das Gemeinsame Erleben von Glauben kitzelt an der Seele, nährt das Interesse daran. Der Pfannkuchen macht das Mittagessen erst aus! Mitte und Ziel statt ausschließlich die durchaus leckere Garnitur.

Dafür aber muss er gewendet werden. Gedreht, begutachtet, gepflegt. Es braucht einfach Bewegung, in der Pfanne wie im Hirn! Glaube muss über die Lippen und in Ohren gehen.

Dafür tritt Jakobus ein. Wir betrügen uns um das Kitzeln an der Seele, wenn wir schweigen. Glaube ist aktives Teilen und Erzählen. Glaube ist aufeinander Eingehen und Dazulernen. Ein Labyrinth, in dem hinter jeder Ecke jemand und etwas anderes wartet, das uns ein Meer von Erkenntnis öffnet. Wir alle wissen doch, dass sich geteiltes Gebäck ja vermehrt. Genau dazu will Jakobus uns bewegen.

Herzliche Grüße

Ihr Pfarrer Felix Klemme