Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Elsen
„Ihr seid das Licht der Welt“ (Joh 1,5)
Liebe Gemeinde,
vor Kurzem habe ich eine Geschichte gelesen: Ein Kind hat in der Schule von einer Lehrerin gehört, dass es und seine Mitschüler*innen ein Licht für die Welt sein und diese erhellen sollen. Den ganzen Tag schon hatte es darüber nachgedacht, aber einfach nicht verstanden, was damit gemeint sein sollte. Am Abend fragt es beim
ins-Bett-bringen seine Mutter danach. Die Mutter sagt, dass es für sie schon immer ein Licht sei und ihre Welt erhelle, aber das Kind gibt sich damit nicht zufrieden. „So klein wie ich bin kann mein Licht gar nicht ausreichen, um die Dunkelheit auf der Welt zu erhellen.“
Die Mutter denkt über die Worte ihres Kindes nach. Es hat in gewisser Weise Recht: Es gibt viel Leid und viel Dunkelheit auf der Welt.
Die Mutter holt ein kleines Teelicht und Streichhölzer. Sie löscht alles Licht im Zimmer. „Aber Mama, ich kann ja gar nichts mehr sehen,“ sagt das Kind. Die Mutter entzündete das Teelicht und hält es zwischen sich und ihr Kind. „Sieh mal, das Teelicht und sein Licht sind winzig klein und die Dunkelheit hier im Zimmer ist groß und dennoch kann das kleine Licht die große Dunkelheit durchdringen. Die Dunkelheit kann der kleinen Flamme nichts anhaben. So ist das auch gemeint, wenn du ein Licht für die Welt sein sollst! Du kannst allein nicht die Dunkelheit der Welt aufhalten, aber überall da wo du und deine Freund*innen seid, könnt ihr kleine Lichter sein und so die Dunkelheit durchdringen.“ Das Kind ist zufrieden. Endlich hat es verstanden, wie das mit dem „Licht sein“ gemeint war.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich freue mich immer schon im November darauf, dass im Advent wieder überall Lichter leuchten und Kerzen brennen. Im November erscheint es mir immer sehr viel dunkler und trüber. Aber wenn dann die erste Kerze im Advent brennt und in den Fenstern Lichterketten leuchten, dann wird es auch in mir selbst immer wieder ein bisschen heller.
Die obige Geschichte geht noch weiter. Während Mutter und Kind die leuchtende Kerze beobachten, schlägt das Kind vor, dass sie gemeinsam überlegen könnten, wie sie am nächsten Tag ein Licht sein und die Welt ein wenig heller machen könnten. Die Mutter schlägt vor, am nächsten Tag drei Kerzen zu nehmen und diese an Menschen zu verschenken, von denen sie wissen, dass sie ein bisschen Licht gebrauchen können. Vielleicht würde sogar einer von ihnen das geschenkte Licht weiter verschenken und der Nächste wieder… Das Kind ist begeistert: Mit seinem kleinen Licht könnte es dann die Dunkelheit an vielen Orten verdrängen.
Die Geschichte erinnert mich an ein Jesus-Wort aus dem Matthäusevangelium: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Jesus fordert uns nicht dazu auf ein Licht zu sein. Er geht davon aus, dass wir ein solches Licht bereits sind. Er traut uns zu, Licht für die Welt zu sein.
Vielleicht können wir besonders die Adventszeit nutzen, um unser Licht in die Welt zu tragen und es anderen Menschen zu schenken.
Ihre Pfarrerin Madlene Maciejczyk