Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Elsen
Zur Freiheit hat uns Christus befreit (Gal 5,1)
Freiheit ist ein hohes Gut und zugleich ein sehr gefährdetes. Wer – wie wir – in einer funktionierenden freiheitlichen Demokratie lebt, dem ist dies vielleicht nicht immer deutlich vor Augen.
Als am 07. Januar elf Menschen bei einem Attentat auf die Redaktion der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ in Paris getötet wurden, stellte sich für viele die Frage nach dem Stellenwert der Meinungsfreiheit. Europa war sich einig: Meinungsfreiheit hat einen so hohen Wert, dass sie gegen jeden Terror verteidigt werden muss.
Freiheit ist jedoch niemals Beliebigkeit. Sie findet ihre Grenzen dort, wo sie die Freiheit anderer, etwa in der Religionsausübung, beschneidet. Auch wenn man fragen kann, ob Karikaturen erlaubt sein dürfen, die andere in ihren religiösen Empfindungen verletzen, so ist völlig unstrittig, dass die Antwort darauf niemals die Tötung von Menschen sein kann und darf.
Auf die Frage, wie Freiheit gelebt werden kann, gibt es für den Apostel Paulus nur eine Antwort: Ihr seid zur Freiheit berufen, so dient einander in gegenseitiger Liebe! (vgl. Galater 5,13)
Die Freiheit, von der Paulus spricht, ist für ihn ein hohes und unverzichtbares Gut. Dafür tritt er mit aller Macht ein. Er streitet leidenschaftlich dafür, dass er die Wahrheit verkündet hat und verflucht sogar diejenigen, die die Christen in Galatien (in der heutigen Türkei gelegen) wieder dazu bringen wollen, dem jüdischen Gesetz zu folgen. Denn Christus befreite mit seinem Tod alle Menschen davon, sich die Gnade Gottes verdienen zu müssen. Die Gnade Gottes ist Geschenk, das jeder durch den Glauben an Christus bekommt. Es zählt daher nicht mehr die Befolgung des jüdischen Gesetzes, sondern allein der Glaube an Christus. Das war Paulus frohe Botschaft, sein Evangelium, für das er kämpfte.
So ist nun jeder Christ frei, sein Leben in der Liebe zu gestalten. Diese Liebe, die sich aus der Liebe Gottes zu uns Menschen speist, ist darauf bedacht, dem anderen Gutes zu tun, ihm zu helfen seine Lasten zu tragen, ihm zu vergeben, geduldig zu sein im Blick auf seine Fehler, ihm freundlich und respektvoll zu begegnen.
Wir Menschen tun uns schwer mit der Freiheit. Entweder wir beanspruchen sie ganz und gar für uns selbst und fragen nicht danach, wo ihre Ausübung anderen weh tut oder gar schadet. Oder wir sind von ihren Möglichkeiten so überfordert, dass wir uns wieder nach Regeln sehnen, die wir befolgen können. Das eine wie das andere kann dazu führen, dass Menschen im Namen der Freiheit getötet werden oder weil sie in den Augen der anderen zu frei leben.
Doch ein Leben ohne Freiheit kann und darf es nicht geben, das ist im Januar wieder klar geworden. Paulus tritt in seinem Brief an die Galater voller Leidenschaft für die Freiheit ein, die in Christus begründet ist. Er wirft all seine Autorität in die Waagschale, damit diese Freiheit in Liebe gelebt wird. Und das ist wohl der einzige Weg für alle Menschen, Freiheit zu leben.
Ihre E. Hansmann Pfr.in
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