Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Elsen

"Wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein." (Markus 10,43b)

Am 15. Juni haben wir das Gemeinde­fest gefeiert und am Ende des Gottesdienstes der Gemeinde die nun kleineren Kirchenbänke vorgestellt. Im Predigttext fragten die Jünger Jesus, wer denn der beste von ihnen sei. Jesu Antwort hier (mit Bedacht etwas freier formuliert): der Kleinste!
Jesus spricht hier einen komplexen Sachverhalt aus, der typisch christlich ist: Die Kleinsten werden die Größten sein, die Letzten die Ersten. Gemeint sind damit gleich mehrere Zusam­men­hänge, die das Christentum als Lebens­form gerade erst so lebendig und wirk­sam machen. Das ist nämlich mehr als ein bloßes „seid nett zueinander“ oder „kümmert euch“. Da hängt auf der ethischen Ebene meine persönliche Ehre allein daran, wie ich mich gerade denen gegenüber verhalte, die ver­meint­lich unter mir stehen. Und mit der Kindersegnung nur dreißig Verse zuvor richtet sich der Blick auch wieder auf die Kinder als Vorbilder im Glauben.
Denn es ist doch so: Je größer und mächtiger einer wird, desto mehr andere Dinge hat er zu tun, als sich so oft es geht einfach zu freuen, zu singen, als neugierig zu sein. Irgendetwas an Ver­pflichtungen oder Schamgefühl lenkt halt immer irgendwie davon ab! Aber für den Glauben braucht man das doch gerade. Es braucht Lebendigkeit und Freude. Es braucht Bewegung und Offenheit. All das, was Kinder ganz selbstverständlich in sich und so oft sie können auch nach außen tragen. So kann es kommen, dass der beste Jünger eben der kleinste ist.
Von Luther ist der Ausspruch überliefert: „Ich muss heute viel arbeiten, deshalb muss ich auch viel beten.“ Die immer wieder praktizierte Neuausrichtung auf Gott und seinen Willen, auf die Freude daran und das Leben darin erhält also gerade dann Bedeutung, wenn viel ansteht, was mich ansonsten einnimmt.
Dafür sind dann am Ende auch kleinere Kirchenbänke die richtige Lösung. Denn wer in Zukunft die Erlöserkirche besuchen wird, kann feststellen, dass die Bänke nun immer und immer wieder neu so ausgerichtet werden können, dass Lebendigkeit, Bewegung und Offenheit möglich sind. Je nach Anlass, je nach Situation: ein Tauffest um den Taufstein in der Mitte der Kirche, ein anschließendes Café zur Begegnung im hinteren Bereich, oder natürlich auch weiterhin klassisch nach vorn ausgerichtet.
Vielleicht schaffen wir es ja, in unserer Gemeinde so „klein“ zu werden, dass wir wirklich das Beste aus dem christlichen Glauben herauszuholen vermögen. Dass wir Freude und Neugier leben und immer wieder neu verstehen, dass wir Gottes Kinder sind und bleiben. Ich möchte es gern mit Ihnen und euch probieren.


Herzliche Grüße!

Ihr und euer Pfarrer

Felix Klemme