Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Elsen
Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der ewig wohnt, dessen Name heilig ist: Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum und bei denen, die zerschlagenen und demütigen Geistes sind, auf dass ich erquicke den Geist der Gedemütigten und das Herz der Zerschlagenen. (Jes 57,15)
Ich muss euch gestehen: Ich bin diese Corona-Diskussionen echt leid. Ich habe keine Lust mehr, ständig die Folgen von Pandemie und Lockdown nochmal breitzutreten, sowie die Diskussionen über Öffnungen und darüber, wer jetzt mit welcher Vermutung eigentlich recht hat. Seit Monaten geht das nun schon so. Und jede und jeder von uns steht vor der schwierigen Wahl, was möglich und was nötig ist. Bedürfnisse nach Gemeinschaft und Normalität drängen mich zur immer weiteren Öffnung, Verstand und Umsicht in die Richtung von Vorsicht und nur sehr langsamen und gut vorbereiteten Maßnahmen.
Irgendwo in dieser Spannung steht die ganze Zeit über auch das Presbyterium unserer Kirchengemeinde. Hin- und hergerissen. Mal in die eine, mal in die andere Richtung tendierend. Aber irgendwie immer mit der Sorge, es sei nicht das Richtige, was man sich so überlegt. Denn das ist es, was nach jeder Entscheidung übrig bleibt: Die Frage, ob ich nicht etwas falsch mache. Ob ich mich oder jemand anderes durch Gedankenlosigkeit gefährdet habe, oder ob diese ganze Vorsicht sich nachher als unnötig herausstellt. Egal, was ich in dieser Pandemie tue. Irgendwie ist mir dabei immer leicht übel.
Ich habe euch deshalb für diesen Gemeindebrief den Vers aus Jes 57,15 ausgesucht. Ein Vers, der von Gottes Majestät spricht, die über allem thront. Scheinbar unberührt von dem, was hier auf der Erde mit uns kleinen Ameisen geschieht, die aktuell etwas weniger wuseln, als es sonst um diese Jahreszeit der Fall ist. In der Höhe und im Heiligtum könnte es egal sein, was Corona und die Entscheidungen der Menschen für Auswirkungen haben. Ist es aber nicht. Denn Gott lebt nicht nur dort oben als der Erhabene. Er gesellt sich zu jedem Einzelnen. Wenn ich ihn darum bitte, wenn ich ihn brauche und mich auf ihn ausrichte. Dann, wenn mich die Sorge quält, etwas Falsches getan zu haben. Und dann, wenn ich unter der Entscheidung anderer zu leiden habe. Der mächtige Gott nimmt mich nicht nur als Ameise wahr, die wuselt oder auch nicht. Er sieht mich mit meinen Bedürfnissen, und in meiner Zerrissenheit.
Gott kann das zusammenbringen. Der, der unsere Gemeinde hält, ist nicht so hin- und hergerissen wie wir. Er hat den Blick für das Ganze und für den Einzelnen. Und hält genau mit dieser Erhabenheit unsere Leben in seiner Hand. Die Macht Gottes ist auf meiner Seite. Das trägt mich durch die Unsicherheit hindurch.
Euer Pfarrer Felix Klemme