Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Elsen

„Was kann uns scheiden von der Liebe Gottes?“

(Röm 8,35, Monatsspruch März)

Ist Liebe wirklich so beständig? Durch nichts zu erschüttern? Bleibt immer erhalten?
Ich möchte Ihnen und euch einmal deutlich sagen: Das glaube ich nicht! Liebe kann versiegen. Liebe ist ein zartes Pflänzchen, das zwar einiges aushält; und manchmal auch mit ordentlich Dreck daran immer noch wunderschön in allen Farben blüht. Liebe ist lebendig und nützlich und stark; trägt durch dunkle Täler und über die anstrengendsten und kältesten Gipfel. Ich kann sie genießen. Sie motiviert mich. Sie trägt mich hindurch oder versüßt mir den Tag.
Aber meine Liebe zu Ihnen, zu dir oder auch zu meiner Familie ist eben nicht absolut unerschütterlich. Sie kann bis ins Mark enttäuscht werden, kann abkühlen, ungepflegt einfach eingehen. Sie ist kein eherner Himalayaberg, vom heißen Kern bis in die kältesten Höhen unveränderlich. Sie ist dynamisch, lebendig, und daher auch verletzlich. Nebenbei: Nicht einmal die Berge im Himalaya sind unveränderlich. Auch sie leben: steigen, brechen, sind den tektonischen Tiden unseres Weltenlaufs ausgesetzt.
Wir alle haben es erlebt oder beo­bachtet, bereits gehört oder gelesen: Liebe kann enden und führt zur Scheidung. Unter uns.

Denn bei Gott ist es anders. Wir haben Zeugnisse, die Jahrtausende alt sind. Geschichten, die wir manchmal gar nicht mehr wirklich einordnen können – weil sich Kontexte, Sichtweisen, Kulturen seither so sehr verändert haben, dass wir da nur noch mit Mühe und anstrengender Wissenschaft mit­kommen. Geschichten von Menschen, deren Existenz wir gar nicht mehr nachweisen können. Die in sich schon so komplex sind, dass wir manchmal Wochen, Jahre oder ein ganzes Leben später plötzlich sogar noch ganz andere Dinge darin finden.

Und diese Zeugnisse – so unter­schied­lich, komplex und fremd sie sind – künden dennoch alle von der immer gleichen Liebe Gottes. Davon, dass er lernt und trotz aller Enttäuschung, Gewalt und Missverständnissen nie­mals aufgibt. Dass auch er Fehler macht, aber diese überdenkt und einsieht. Dass für ihn eine Sache für alle Zeit und darüber hinaus immer feststehen wird: „Ich bin treu und auf mein Wort kannst du dich verlassen.“

Gott ist lebendig. Er verändert sich, genau wie wir. Aber es ist und bleibt, dass zu keinem Zeitpunkt jemals seine Liebe zu uns und seiner Welt aufgehört hätte. Sie wankte. Sie bekam Risse. Sie musste sich bewähren. Aber sie steht.
Deshalb stellt Paulus mit voller Überzeugung diese rhetorische Frage. Für ihn ist die Antwort klar: Nichts kann uns von der Liebe Gottes trennen. Jemals.

Herzliche Grüße!

    Ihr Pfarrer
   Felix Klemme