Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Elsen

Unterwegs im Land der Franken

Die erste Woche der Herbstferien verbrachten wir - 23 Reisende unter der bewährten Führung des Ehepaares Pensky - im Frankenland. Acht Tage lang durften wir uns in einem behaglichen Landhotel verwöhnen lassen.

Pfarrer Pensky hatte wieder ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Die erste Fahrt führte uns in das Barockschloss Weissenstein bei Pommersfelden, das den Grafen von Schönborn als Sommerresidenz diente. Wir konnten das prachtvolle Treppenhaus, die umfangreiche Gemäldesammlung mit Bildern Alter Meister wie Rubens und van Dyck sowie die privaten Räume des Erbauers Fürstbischof Lothar Franz von Schönborns bestaunen.
Anschaulich wurde uns das Leben der „stinkvornehmen Gesellschaft“ vor Augen geführt und so manche Redensart, die ihren Ursprung in der damaligen Zeit hat, wird uns wohl unvergesslich bleiben.

Nach einer zünftigen Brotzeit besuchten wir das Levi Strauss Museum in Buttenheim. Wer bis dahin der Meinung war, der Erfinder der Jeans sei ein Amerikaner gewesen, wurde nun eines Besseren belehrt: Als Sohn eines jüdischen Hausierers geboren, wanderte Levi im Alter von 18 Jahren nach Amerika aus, gründete in San Francisco ein Handelshaus für Stoffe und Kurzwaren und meldete 1873 ein Patent für vernietete, blaue Baumwollarbeitshosen an. Die Jeans war geboren!

Ein Spaziergang durch den Rokokogarten des Schlosses Seedorf, der Sommeresidenz der Bamerger Fürstbischöfe, rundete die Besichtigungstour des ersten Tages ab.

Am nächsten Tag ging es nach Coburg, wo wir die verschiedenen Kunstsammlungen der Veste Coburg besichtigten. Besonders interessant war für uns der Besuch der Lutherstube. 1530 hat Luther für fünf Monate dort gelebt.
Waren die Zimmer, die Luther bewohnte, eher schlicht gehalten, so zeugten die Intarsienarbeiten im Jagdzimmer, die Ausstattung der großen Hofstube und nicht zuletzt die große Waffen-, Kutschen- und Schlittensammlung vom Prunk und der Pracht der damaligen Zeit.

Bei der Stadtführung durch Coburg besichtigten wir auch die Morizkirche, damals wie heute Hauptkirche der Stadt, in der Luther Ostern 1530 gepredigt hat.

Der Besuch zweier sehr unterschiedlicher Museen in Fürth stand am Mittwoch auf dem Programm. Im Jüdischen Museum erhielten wir Einblick in die wechselvolle Geschichte des Hauses und die Sammlung jüdischer Kulturgüter. Schwerpunkt unserer Führung war das Thema ,koscher essen'.

Nach der Mittagspause wurden wir dann im Rundfunkmuseum erwartet, wo wir so manche „alte Schätze“ aus den Anfängen von Radio und Fernsehen bestaunen konnten. Wir begaben uns auf eine Reise durch die Epochen: Vom abenteuerlichen Detektorapparat und ersten Röhrengerät, zum Volksempfänger aus der Zeit des Nationalsozialismus, dem Heinzelmann – ein Radio zum Selberbauen in der Nachkriegszeit - bis hin zu den abenteuerlichsten Technik- und Klangwundern der neuesten Zeit. Mit Begeisterung bedienten wir alte Musikboxen, hörten Schlager aus den 1960ern und fühlten und zurückversetzt in eine Zeit, die doch bereits ein halbes Leben hinter uns liegt. Welch ein herrliches Vergnügen!

Sehr humorvoll und kurzweilig gestaltete sich die Führung durch Ansbach, heute Sitz der Regierung von Mittelfranken, am darauffolgenden Tag. Unsere Stadtführung begann an der Markgräflichen Residenz und es machte Spaß, den Ausführungen unseres Gästeführers zu lauschen.

Vieles gab es zu entdecken: Gleich zwei evangelisch-lutherische Pfarrkirchen stehen in unmittelbarer Nachbarschaft im Zentrum der Stadt.
Gegründet vom Hl.Gumbert war die ältere der beiden zunächst Kloster-, dann Hof- und Stiftskirche. In ihr befindet sich Frankens größte Barockorgel von Johann Christoph Wiegleb. Wir warfen einen Blick in die Schwanenritterkapelle links neben dem Altar und machten Bekanntschaft mit den Ansbacher Markgrafen des 17. und 18. Jahrhunderts in der Gruft unterhalb der Kapelle.

Gleich an mehreren Stellen der Stadt konnten wir den Spuren Kaspar Hausers folgen und erfuhren weitere Einzelheiten aus dem Leben des in Nürnberg aufgegriffenen Sonderlings.
Als 16-jähriger Junge kam er nach Ansbach, wo sich ein Gymnasiallehrer seiner Erziehung annahm. Viele Gerüchte rankten sich um seine Herkunft und die Theorie, es handele sich bei ihm um einen Erbprinzen aus dem Hause Baden, der beiseite geschafft worden war, um anderen den Weg auf den Thron zu ermöglichen. Ein erster Anschlag auf seine Person nur kurze Zeit nach seinem Eintreffen in Ansbach verdichtete diesen Gedanken und gefährdete forthin seine Sicherheit. Letzten Endes erlag er 21-jährig einem weiteren heimtückischen Attentat im Jahre 1833.  

Von Ansbach aus ging es nach Ebermannstadt. Dort erlebten wir eine besondere Überraschung. Mit einer liebevoll hergerichteten Museumseisenbahn ging es bis nach Behringersmühle und zurück. Während der gemütlichen Fahrt in der "Holzklasse" konnten wir nicht nur die in leuchtende Herbstfarben getauchte Landschaft genießen, sondern wurden auch noch mit Sekt und Gebäck verwöhnt.

Geschichte und Geschichten der Stadt Regensburg lernten wir bei einem Rundgang durch das mittelalterliche Handelszentrum kennen.

Das eindrucksvollste und weithin sichtbare Bauwerk der Stadt ist der Dom St. Peter, in dem noch immer die Regensburger Domspatzen zu Hause sind. In einem zweistündigen Rundgang durch die „nördlichste Stadt Italiens“ bummelten wir durch den historischen Stadtkern, machten Halt an der Porta praetoria, dem Rathaus und an der Steinernen Brücke.
Doch es blieb auch viel Zeit, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden oder irgendwo einzukehren, um die vielen Eindrücke zu verdauen.

Die letzte Tour unserer Reise galt nach Meinung vieler der schönsten Stadt der Region: Bamberg. Bei herrlichem Sonnenschein schlenderten wir durch die malerische Stadt und bekamen viele Gebäude und Sehenswürdigkeiten der barocken Altstadt erläutert.

So erfuhren wir auch von der Entstehungsgeschichte des Alten Rathauses, das der Sage nach auf in die Regnitz gerammte Pfähle errichtet wurde, weil der Bischof von Bamberg den Bürgern keinen Platz für den Bau eines Rathauses gewähren wollte. Bemerkenswert ist das Alte Rathaus auch durch seine Fresken, die der Fassade durch Scheinarchitektur Plastizität verleihen. Für Erheiterung sorgt dabei ein besonderes Detail: Das Bein einer der Putten ragt als Skulptur aus den Wandfresken heraus.
Am Ende des zweistündigen Stadtspazierganges ließen wir all die schö­nen Bilder noch einmal an Bord eines Ausflugsschiffes an uns vorüberziehen.

Angefüllt mit so vielen schönen Eindrücken vorn Frankenland und dem Erlebnis rücksichtsvollen Umgangs miteinander in dieser Reisegruppe traten wir rundum zufrieden am Sonntag nach dem gemeinsamen Gottesdienstbesuch in Betzenheim die Rückreise an.

Ein großes "Dankeschön" gilt dem Ehepaar Pensky, das für uns das "Rundumsorglos-Paket" zusammengestellt hat!

Text: Birgit Scherhans Fotos: Dr. Peter Ruckmann