Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Elsen

Ökumenisches Frauenfrühstück mit Käthe Luther

Hinter einem erfolgreichen Mann steht immer eine starke Frau! Diese Volksweisheit kann jeder und jede von uns bestätigen und mit berühmten und privaten Namen benennen. Eher spärlich gesät sind Namen von starken Frauen aus der Zeit Martin Luthers. Über die Reformatoren dieser Zeit weiß die Geschichte viel zu erzählen. Doch vielen Menschen dürfte trotz des in diesem Jahr gefeierten 500. Reformationsjubiläums gar nicht bekannt sein, dass der ehemalige Mönch Martin Luther verheiratet war.

Ein guter Grund, sich einmal intensiver mit Frau Luther zu beschäftigen und sie einer interessierten Gruppe von Frauen  vorzustellen. So nahmen  rund 70 Frauen beider Elsener Kirchengemeinden gerne die Einladung der Gruppe „Frauenfrühstück“ der evangelischen Kirchengemeinde an.

Nach einem reichhaltigen Frühstücksbüffet wurden - eingebettet in gemeinsam gesungene Liedpassagen aus dem Luther-Oratorium und eine Moderation zu Martin Luthers  Werdegang - in drei vorgetragenen Gesprächen die besonderen Lebensumstände der Käthe Luther, geborene Katharina von Bora, vorgestellt.

Während des ersten Gespräches wurde sehr deutlich, unter welchen Umständen zu Zeiten Luthers Mädchen und Frauen leben mussten. Die kleine, sechsjährige Katharina muss erleben, dass ihre Mutter stirbt. Doch damit nicht genug. Der Vater weiß nicht, was er mit Katharina machen soll. Sie ist zu klein, um den Haushalt zu führen und schwer arbeiten kann sie auch nicht. Er entschließt sich, sie ins Kloster zu bringen. Das kleine Mädchen wird an der Klosterpforte abgegeben und muss sich von nun an den strengen Regeln des Klosters unterwerfen. Einzig, dass sie dort lesen und schreiben und auch die lateinische Sprache erlernt, ist für sie positiv.

Doch was bedeutet die neu gewonnene Freiheit? Wie finden Katharina von Bora und Martin Luther zusammen? Dies schildert das zweite Gespräch. Eine entflohene Nonne wird auch in Wittenberg unter den Augen Martin Luthers beschimpft, verspottet, bespuckt. Auch darf eine Frau nicht alleine leben. Sie muss heiraten. Tut sie es nicht, bleibt nur der Weg in die Prostitution. Zwei Alternativen, die gar nicht im Sinne der Katharina von Bora sind. Sie ist nicht aus dem Kloster geflüchtet, um sich in die Unabhängigkeit einer ungewollten Ehe zu begeben. So lehnt sie alle ihr vorgeführten potentiellen Heiratskandidaten ab. Ihre Liebe zu einem Studenten scheitert an der verweigerten Heiratszustimmung der Eltern: Eine entlaufene Nonne ohne Mitgift ist eines Studenten aus gutem Hause nicht würdig! So entschließt sie sich, dass Martin Luther der einzige sei, mit dem sie sich das Leben als Ehefrau vorstellen könne. Luther ist wenig von dem Gedanken angetan, sich zu verheiraten, und auch sein Freund Philip Melanchthon ist gar nicht von dieser Idee begeistert. Doch Katharina bleibt hartnäckig. So kommt es trotz aller Widerstände und Bedenken im April 1525 zur Hochzeit und Katharina Luther zieht in das Schwarze Kloster in Wittenberg, einen Ort geprägt von Verfall und einem Bewohner, der sich der Theologie und nicht den alltäglichen Dingen des Lebens widmet.

Die große Lebensleistung als Ehefrau Luthers und als Herrin eines großen Haushaltes und Anwesens veranschaulicht das dritte Gespräch. Käthe renoviert das Gebäude, bestellt den dazu gehörigen Garten, kauft Ländereien, um die benötigten Lebensmittel nicht kaufen zu müssen, sondern selbst erzeugen zu können. Sie widmet sich der Kräuterheilkunde, um ihrem immer wieder an Koliken und Schwermut leidenden Mann helfen zu können. Da das Anwesen auch über das Braurecht verfügt, stellt sie selbst Bier her. Luthers Lehre zieht viele junge Männer nach Wittenberg, die bei ihm lernen wollen. So wächst der Haushalt stetig um eine wechselnde Zahl von Studenten, die beherbergt und versorgt werden müssen. Dazu kommen noch sechs eigene und elf angenommene Kinder des Ehepaares Luther. Dies alles organisiert und managt Käthe Luther vorbildlich – wohl auch aus diesem Grunde spricht Martin liebevoll und ehrfürchtig von „Herr Käthe“ und „seiner Herrscherin“.
Aber nicht nur für das Alltägliche ist Käthe Luthers Partnerin. Sie ist gern gesehener Gesprächspartner in der täglichen theologischen Diskussion am Tisch Luthers – auch wenn die dort ebenfalls sitzenden Studenten und hochehrwürdigen Gäste sicherlich oftmals wenig Freude daran finden, dass eine FRAU mit ihnen philosophiert und theologisch argumentiert. Es ist überliefert, dass Käthe Luther auch einige Schriften Martins verfasst haben soll. Von ihr selbst ist jedoch nur ein einziger Brief überliefert, den sie nach Martins Tod an dessen Schwester geschrieben hat.

So anerkannt Käthe Luther an der Seite ihres Mannes Martins ist, so recht- und ehrlos muss sie nach dessen Tod ihr Leben fristen. Obwohl Martin Luther ihr all seine weltliche Habe testamentarisch überschreibt, bringt keiner seiner einflussreichen Freunde den Mut auf, das Testament umzusetzen. So verbringt Käthe nach seinem Tod gemeinsam mit ihren Kindern ein armes, von Flucht vor Krieg und Pest geprägtes Leben. Freunde wie Melanchthon haben ihnen zwar immer wieder geholfen, aber viele haben sie auch fallen lassen. Katharina stirbt mit fast 53 Jahren in Torgau nach einem Unfall mit der Kutsche.
Es ist überliefert, dass bei ihrem Begräbnis die gesamte Wittenberger Universität dem Sarg folgte und sie in der Stadtkirche zu Torgau ihre letzte Ruhestätte fand. Diese Ehre wurde nur verdienten Persönlichkeiten zuteil. So ist sie wenigstens nach dem Tode noch offiziell gewürdigt worden.
Rückblickend  auf ihr Leben kann man sagen, dass Katharina von Bora eine Frau war, die bereits vor 500 Jahren emanzipiert und selbstbewusst ihren Weg  ging. Und man fragt sich, was aus Martin Luther wohl ohne diese starke Frau an seiner Seite geworden wäre.

Mit dem Lied „Wir sind Gottes Kinder“ aus dem Luther-Oratorium beschließen die geladenen Frauen diesen sowohl für Leib als auch Geist erbaulichen Vormittag und gehen in rege Gespräche vertieft - also ganz im Sinne Luthers und seiner Frau Käthe, in ein sonniges Wochenende.